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Andacht
Der innerste Raum
Paulus war fast sein ganzes Leben lang engagiert und voller Tatendrang. Er war ständig auf Achse und gönnte sich nur wenig Pausen. Trotz seines Berufes als Zeltmacher widmete er die meiste Zeit seines Lebens der Verbreitung und der Vertiefung des christlichen Glaubens. Darüber hinaus half er den jungen christlichen Gemeinden so oft er nur konnte mit Hinweisen und Ratschlägen. Er war voll und ganz engagiert.
Heute würden wir ihn einen Aktivisten nennen. Glaube – so scheint es - war für Paulus im Wesentlichen Arbeit und Dienst.
Umso überraschender ist es, dass Paulus in seinem Brief an die Römer einen gläubigen Menschen grundsätzlich als eine Person charakterisiert, die „nicht (!) mit Werken umgeht“ (Römer 4,5). Ich empfinde diese Aussage als sehr irritierend, weil sich Paulus damit selbst zu widersprechen scheint. Er selbst ist doch unermüdlich am Werk. Was bedeutet also die Aussage, dass ein gläubiger Mensch nicht mit Werken umgeht? Redet Paulus mit seiner Kennzeichnung einem bequemen Christsein das Wort?
Nein! Aber Paulus weiß, dass jede fruchtbare Tätigkeit in einer tiefen und beglückenden Empfänglichkeit gründet.
Vor aller Aktion und vor jedem Werk öffnen wir unsere Hände und empfangen Gottes Wirken an uns und für uns.
Unser Leben ist nicht die Summe unserer Aktionen oder Werke, sondern wesentlich das, was Gott in uns hineinlegt.
Deshalb lade ich Sie ein, sich im Urlaub neu zu besinnen:
Was bewirkt Gott in Ihnen?
Was lässt er in Ihnen heranwachsen?
Möglicherweise etwas ganz Neues?
Vielleicht finden Sie darauf keine schnelle Antwort. Nehmen Sie sich Zeit.
Pflegen Sie diesen zentralen Raum, in dem es nicht um Werke und ums Tun geht, sondern um das Empfangen. Wenn dieser Raum in Ihnen gepflegt ist, werden auch Ihre Werke Qualität und Bestand haben.
Herzlich Ihr Pfarrer Johannes Knöller
Themen
- die Osterkerze 2023
- Jahreslosung 2023
- Vor 80 Jahren: Stalingrad-Madonna gezeichnet
„Herr, du siehst mich.“
Wo es eine Osternachtsfeier gibt, ist das Entzünden der Kerze Teil der Liturgie. Nach der Nachtwache, der sogenannten Vigil, beendet die Lichtfeier die Dunkelheit.
Dabei sind die Symbole, die auf einer Osterkerze stehen sollen, sehr wichtig. In der Offenbarung des Johannes 22,13 heißt es „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ Die griechischen Buchstaben dafür sind Alpha und Omega.
Das Kreuz und die Jahreszahl vervollständigen den Kerzenschmuck. In katholischen Kirchen werden häufig noch 5 Wachsnägel mit etwas Weihrauch in die Kerze gesteckt, um an die Wundmale Christi zu erinnern.
Kirchenvater Hieronymus hat schon im 4. Jh. auf Anfrage, was es mit dem Brauch des Osterfeuers auf sich habe, ein Kerzenlob geschrieben, in dem er besonders auf die Bienen hinweist, die mit ihrer Arbeit diese Kerzen besonders wertvoll machen. Normale Kerzen waren damals aus Talg oder Fett mit Beigaben. Sie rußten stark und rochen nicht gut. Noch heute sollen Osterkerzen zumindest einen Anteil Bienenwachs enthalten.
In katholischen Kirchen brennt die Osterkerze meist bis Pfingsten im Altarraum und wird in der Regel dann nur zu Amtshandlungen (z. B. Taufen, Hochzeiten…) entzündet. In evangelischen Kirchen leuchtet die Osterkerze das ganze Jahr über bei Gottesdiensten und Andachten.
In der Petruskirche wird die Kerze im Ostergottesdienst um 10 Uhr erstmals entzündet. Sie nimmt in diesem Jahr wieder die Jahreslosung (1. Mose 16,13) auf.
Dennoch soll die große Hoffnung auf Frieden nicht vergessen werden und Sie finden – wie im vergangenen Jahr – die Friedenstaube auf unserer Kerze.
Barbara Bauer
Ich gehöre in Gottes Plan
Ach, warum musste sie es mal wieder so auf die Spitze treiben? Nun sitzt Hagar verzweifelt in der Wüste.
Die temperamentvolle Magd aus Ägypten ist jung, hübsch und schwanger. Und das hat sie ihrer betagten Herrin Sarah, die keine Kinder bekommen kann, wohl zu übermütig gezeigt. Mal über den gewölbten Bauch streicheln, mal signalisieren: „Nein, ich kann jetzt nicht helfen, ich trage ein Kind unter dem Herzen – von deinem Mann.“
Doch Sarah sitzt am längeren Hebel und hat Hagar mit dem Einverständnis von Abraham zur Minna gemacht. Da ist sie auf und davon gelaufen, zutiefst gekränkt: „Ich bin doch nicht für euch fromme Leutchen die Gebärmutter!“ Und jetzt?
Ein Engel Gottes spricht sie an: „Hagar, alles wird wieder gut. Entschuldige dich bei Sarah. Dein Sohn, den du austrägst, wird eine wichtige Rolle spielen.“ Und Hagar erkennt: Gott sieht mich!
Auch ich gehöre in Gottes Plan – nicht nur Sarah und Abraham.
So sagt es die Bibel, Gottes Wort: Jeder Mensch wird von Gott freundlich angesehen und wertgeschätzt. Jede und jeder ist Gottes geliebtes Kind, seine Tochter, sein Sohn.
Mich lässt das aufatmen, durchatmen und immer wieder neu anfangen.
Ach ja, wie oft schon habe ich mich verrannt, weil ich dachte: Keiner nimmt mich richtig wahr! Und doch – Gott sieht mich!
In seiner liebevollen Gegenwart komme ich zur Ruhe.Ich tanke neue Kraft und Türen öffnen sich – Dank Gottes Hilfe!
Reinhard Ellsel
Vor 80 Jahren: Stalingrad-Madonna gezeichnet
Dezember 1942: In Stalingrad stehen die 6. deutsche Armee und ihre Verbündeten mit dem Rücken zur Wand, in Nordafrika ist das Afrikakorps auf dem Rückzug, und über Deutschland häufen sich die Bombardements der Alliierten. In den Tagen vor Weihnachten zeichnet der protestantische Pastor und Arzt Dr. Kurt Reuber (1906–1944) mit Holzkohle auf die Rückseite einer russischen Landkarte die sogenannte Stalingrad-Madonna. Er ist zwei Tage vor der Einkesselung aus dem Fronturlaub nach Stalingrad zurückgekehrt...
Die Kohlezeichnung zeigt eine sitzende Frauengestalt. Wie eine katholische Schutzmantelmadonna birgt sie unter ihrem Mantel ein Kind und gibt ihm Schutz und Geborgenheit. Die Darstellung trägt die Umschrift „1942 Weihnachten im Kessel – Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“. Drei Dinge, die die Soldaten im Stalingrader Kessel nicht mehr erleben. Sie sterben zu Hunderten und ahnen, dass sie ihre Familien nicht wiedersehen werden. Die einen haben damals jeden Glauben verloren, den an Hitler, aber auch den an Gott. Andere halten sich an Gottes besserer Zukunft wie an einem Gegenentwurf zur Welt fest. „Mir kamen die johanneischen Worte: Licht, Leben, Liebe. Was soll ich dazu noch sagen? Wenn man unsere Lage bedenkt, in der Dunkelheit, Tod und Hass umgehen - und unsere Sehnsucht nach Licht, Leben, Liebe, die so unendlich groß ist in jedem von uns!“
Der Pastor und Dichter Arno Pötzsch (1900-1956), der mit Kurt Reuber persönlich verbunden war, verdichtete die Empfindungen unter anderem so:
„Licht, Leben, Liebe - ach, nicht einer fand
mit seinen Sinnen, was ihn tiefst bewegt!
Lichtlos die Nacht, die Herzen haßerregt,
das arme Leben schon in Todes Hand -
das ist die Welt, in der die Männer feiern,
vereint, stumm in ungeklagter Not,
schier wie in Gräbern unterm Steppenwind!
Und einer wagt's und glaubt für sie an Gott,
reißt ihre Blicke hin zu diesem Kind,
weil Gott die Welt will in dem Kind erneuern.“
Manchmal muss man eben stellvertretend für die anderen glauben...
Die Zeichnung wurde mit einem der letzten Flüge aus Stalingrad ausgeflogen und gelangte durch einen Schwerverwundeten in die Hände der Familie. Die übergab es 1983 auf Anregung von Bundespräsident Karl Carstens der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Um die Weihnachtszeit 1943 malte Kurt Reuber in einem Kriegsgefangenenlager 1.000 Kilometer nordöstlich von Stalingrad ein ähnliches Bild für die Gefangenenzeitung. Auch die Gefangenen-Madonna gelangte später zu Reubers Frau, zusammen mit der Nachricht, dass er nach schwerer Krankheit am 20. Januar 1944 im Lager gestorben sei. Die Stalingrad-Madonna findet sich heute in verschiedenen künstlerischen Reproduktionen in vielen Kirchen und kirchlichen Häusern, darunter seit 1990 auch in der Kathedrale von Coventry. Manche stehen direkt mit Lebensstationen von Dr. Kurt Reuber in Zusammenhang. Eine Kupfertreibarbeit der Stalingrad-Madonna befindet sich am Grabstein von Johannes Willnauer (1920–1985) auf dem Friedhof in Steyr (Oberösterreich). Er war in Stalingrad Sanitäter bei der Einheit, der auch Kurt Reuber angehörte. Nach dem Krieg wurde er Priester und Religionslehrer.
Friedensgebet
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
(Friedensgebet vom Anfang des 20. Jahrhunderts)
Wikipedia-Bild von JoJan - Eigenes Werk, Gemeinfrei,