Die Glocken

Die Neu-Ulmer Innenstadt wurde in den ersten Märztagen 1945 größtenteils durch Bomben zerstört. Die Petruskirche ragte beschädigt aus den Trümmern der Stadt. 
Mit unermesslichem Engagement begannen die Gemeindemitglieder nach dem Krieg mit Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten. Darüber hinaus war es notwendig, Ersatz für die zerstörten Gebäude zu schaffen.

Die alten Glocken, die zwischen den beiden Weltkriegen (wohl von der Firma Wieland) gegossen und im Oktober 1922 aufgezogen worden waren, mussten im Dezember 1942 abgegeben werden. Zusammen mit vielen anderen Glocken aus dem Kirchenkreis wurden sie vom Neu-Ulmer Bahnhof aus zum Einschmelzen geliefert.

Bereits das erste Geläut war 1918 für Kriegszwecke abgegeben worden.

1950 - die neuen Glocken werden mit einem Festzug zur Kirche gebracht
Bildrechte Archiv der Petrusgemeinde

Am 23.März 1950 – also fast auf den Tag genau fünf Jahre nach den verheerenden Bombenangriffen – holte Herr Büchele mit dem Traktor die Glocken bei der Firma Grüninger in Straß, wo sie gegossen worden waren, ab und brachte sie nach Schwaighofen zum Gasthaus Nader.
Die Gärtnerei Kunst schmückte den Wagen. Mit einem Pferdegespann ging es danach weiter in Richtung Innenstadt.
Am Friedhof erwartete ein Festzug aus Konfirmanden und Gemeindejugend - selbstverständlich im Sonntagsstaat  -  die Glocken.
Über die Reuttierstraße und den Augsburgertorplatz führte dann der Festzug durch die Neu-Ulmer Innenstadt bis zum Hauptportal der Kirche, wo eine große Festgemeinde bereits ungeduldig wartete.
Nach Schriftlesung und Gebet wurden die Glocken vorsichtig außen am Kirchturm hochgehievt, dann in den Turm hineingezogen und im Glockenstuhl befestigt.

Am 26.März 1950 kam der damalige Oberkirchenrat Daumiller zum Gottesdienst. Nach der Glockenweihe erfreut sich die Gemeinde zum ersten Mal am Läuten der neuen Glocken.

Die Inschriften der drei insgesamt 1389 kg schweren Bronzeglocken lauten:        

  • g': Ein feste Burg ist unser Gott. - Gott ist unsere Zuversicht und Stärke (Ps. 46,1)     
  • a': Er heißt Jesus Christus. - Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit (Hebräer 13,8)      
  • c": Das Wort sie sollen lassen stahn. - Dein Wort ist die Wahrheit (Joh.17, 17)                  

Geläut der Petruskirche im Bayerischen Rundfunk

Seit Mitte Juni 2022 kann man das Läuten unserer Glocken auch bayernweit hören.
Die Sendung „Zwölfuhrläuten“ ist die älteste Hörfunksendung des Bayerischen Rundfunks und stellt jeden Sonntag und an Feiertagen eine andere Kirche im Freistaat vor.

Für die Tonaufnahme war ein Team eigens angereist. Mit unseren Informationen hat sich die Redaktion der (Kirchen-)Geschichte angenähert und eine wunderbare Kurzvorstellung formuliert.

Am 16.6.2022 Punkt 12 Uhr war die Premiere für die Petruskirche Neu-Ulm im „Zwölfuhrläuten“. Seither ist der Beitrag dauerhaft im Bereich „Heimat“ des Bayerischen Rundfunks zu finden.

Barbara Bauer
Foto: Jean-Pierre Barraud