Die Fenster der Petruskirche

Die Chorfenster
das Tauffenster von Lisa Beyer-Jatzlau
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das Abendmahlsfenster
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Die beiden Fenster wurden beim Umbau des Kirchenraumes versetzt und finden sich jetzt vor den Zugängen der Emporen. Eine vorhandene Hinterleuchtung macht sie erkennbar.
Zwei große Chorfenster mit bildlichen Darstellungen wurden 1960 gestiftet und befanden sich zunächst im Chorraum der Petruskirche.
Sie zeigen die beiden Sakramente: Taufe (linke Emporen-Seite) und Abendmahl (rechte Emporen-Seite).

Chorfenster Sonne
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Zum Jubiläum 2017 hat Kirchenvorstandsmitglied Hans-Peter Thomas sie wieder zum Leuchten gebracht.

Gestaltet wurden sie von Frau Beyer-Jatzlau. Die in Westfalen geborene Künstlerin Lisa Beyer-Jatzlau studierte in Dresden. Nach der Flucht aus der DDR war sie ab 1958 als freischaffende Künstlerin zunächst in Neu-Ulm, später in Ulm tätig. 

Hubert Distler hat die die jetzigen Chorfenster zum Umbau 1970/71 entworfen. Sie stellen Sonne und Erde dar.


Die Apostelfenster

Sie wurden 1956 gestiftet und zeigen die 12 Apostel.
Der Ulmer Glaskünstler Wilhelm Geyer (1900 - 1968), einer der bedeutendsten Vertreter der religiösen Kunst des 20.Jh. gestaltete die Fenster. Er schuf u.a. auch Glasfenster für das Ulmer Münster, St. Michael zu den Wengen und den Kölner Dom.

Apostelfenster über der Aposteltür
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Im Zuge des Kirchenumbaus 1970-71 wurden die Apostelfenster in den neuen Vorraum versetzt und finden sich jetzt über den Eingangstüren der Vorhalle. Man durch den Einfall des Tageslichts erkennen kann. Von außen sieht man nur die Umrisslinien der Bleifugen. 
Wie oft ist man schon durch die Portale gegangen und hat die darüber angebrachten Fenster wenig beachtet....


In einem alten Zeitungsartikel kann man nachlesen, dass diese Fenster als eine Stiftung zur Erinnerung an einen gefallen Sohn 1956 in die 12 Fensternischen unter den Emporen eingesetzt worden waren.
Es gibt keine Bilder, die alle Fenster an ihren Plätzen zeigen. Die Spitzen der Fenster, die die Namen der Apostel trugen, wurden entfernt. Die ausführende Firma Deininger/Ulm existiert nicht mehr.

Sabine und Werner Spieß haben es zum Jubiläum 2017 möglich gemacht, dass die Wirkung dieser Fenster erlebbar wurde. Sie haben zwei Fenster-Folien rekonstruiert und sorgfältig eingepasst.

Die Schwäbische Donau-Zeitung vom 01.12.1956 gibt das einzig wirkliche Zeugnis über die Apostelfenster in der Kirche ab. Ein Nachdruck dieses Artikels erschien später auch im evangelischen Sonntagsblatt.
„Kostbarkeiten in Neu-Ulms evangelischer Kirche
Zwölf Apostelfenster von Wilhelm Geyer geben dem Gotteshaus ein neues Gepräge (…)

Apostelfenster über der Evangeliumstür
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Das Thema für die Bebilderung der unteren Fenster legte sich durch deren zufällige Zwölfzahl von selbst nahe. Zugleich aber entspricht es sinnreicher kirchlicher Überlieferung, dass man die im Gotteshaus versammelte Gemeinde umgibt mit den Bildern der zwölf Männer, die Christus um sich geschart hat als Repräsentanten des .einst in zwölf Stämme gegliederten Gottesvolkes, zugleich als Boten an alle ohne Ausnahme.

Weil Jesus sie namentlich berief, so sind auch die Namen eines jeden Apostels auf den Fenstern wiedergegeben, und zwar in einer Schrift, bei der nicht nur auf Lesbarkeit, sondern mehr noch auf Ausgewogenheit von Form und Farbe Bedacht genommen wurde. 

Bildkundlich besonders interessant ist die Art und Weise, wie sich der Künstler auseinandergesetzt hat mit der Überlieferung, die Apostelgestalten durch Attribute zu bezeichnen.

Traditionell  ist auf Geyers Bildern der Schlüssel des Petrus, der Pilgerstab Jakobus d. Ä. und etwa noch das Andreaskreuz, das freilich nur durch die schräg übereinandergelegten Arme des Apostels angedeutet ist.

Dagegen sind die beiden Evangelisten Johannes und Matthäus lediglich durch ihr Evangelienbuch, der jüngere  Jakobus durch eine Briefrolle, Simon und Thaddäus als gesprächsweise zueinander gewandtes Jünger-Paar,  und  Matthias, der statt des Judas zugewählte, durch die empfangend und spendend zugleich erhobenen Hände bezeichnet.

Völlig neu aber ist, wie Geyer, …, rechts und links des Haupteingangs der Kirche die Bibel zum Reden bringt in der Darstellung des Thomas und des Paares Philippus und Nathanael-Bartholomäus. In dem Jünger-Paar stellt er der korrekten und vom Vorurteil bestimmten Art des Nathanael die entschlossen deutende Gebärde des Philippus entgegen, so dass man das Gespräch der beiden zu vernehmen meint: „Was kann von Nazareth Gutes kommen?“ – „Komm und siehe es!“
Den schwerlebigen Zweifler Thomas aber bezeichnet er mit tastend vorgestreckten Rechten, so dass man ihn sagen hört: „Wenn  ich meine Finger nicht in Jesu Wundmale lege, so will ich nicht glauben, dass er auferstanden ist.“
Zugleich aber sieht man ihn schon mit der auf die Brust gelegten Linken der Weisung des Auferstandenen entsprechen: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Hier  erwächst beide Mal aus sparsamen  Gebärden lebendige und einladende  Verkündigung. (…)